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Sonntag, 3. Juli 2011
Nachtrag: Skurrile Begegnungen, Teil 1
irgang, 00:33h
Oder auch: Clash of cultures.
Ein Montagabend in Lübeck. Nichtsahnend lungere ich für eine Weile vor dem Stadtheater herum, warte und beobachte eine Gruppe Schüler die anscheinend für ein Theaterprojekt merkwürdig vor dem Theater auf- und abrennen. Mit erstaunten Blicken zeigt sich ebenso eine Gruppe arabisch (political correct?) aussehender Touristen interessiert. Auf einmal spricht mich von der Seite her einer von ihnen an, fragt in gebrochenem Englisch, ob ich weiß, was das soll. Kopfschüttelnd muss ich meine eigene Ratlosigkeit zugeben. Die nächste Frage: "Do you speak arabic?" Auch hier kann ich nur wieder "no" zum Besten geben. Erstaunen auf seiner Seite: "You do not?" Bedauerndes Achselzucken. Allerdings frage ich mich in dem Moment auch, in wie weit ich in das klassische Muster fallen könnte, in dem man profunde Arabischkenntnisse vermuten würde. Nichtsdestotrotz bringt dieses sprachliche Hindernis sein Kommunikationsbedürfnis nicht außer Tritt. Stolz erzählt er in einer Mischung aus Händen, Füßen, Arabisch und gelegentlich eingestreuten Englischbrocken, dass er aus dem Irak kommt und sich über all dieses Grün hier begeistert. Prompt zuckt die Kamera hervor und mir wird in aller Ausführlichkeit der Bildnachweis demonstriert. Auffallend sind dabei für mich nun wiederum zwei Kleinigkeiten: zum einen steht oben rechts in der Ecke die stolze Zahl 113, die methodisch langsam nach unten geklickt wird, zum anderen, die Bildinhalte. Sämtliche Sehenswürdigkeiten, grüne Gärten, Schiffe, Feuerwerke erfüllen lediglich einen Zweck - zierendes Beiwerk des Bildmittelpunktes zu sein, der in der recht stattlichen Figur des vor mir stehenden Mannes besteht. Bei jedem neuen Bild wird mit auffordernder Gestik und gewinnendem Lächeln auf die Eindrücklichkeit des vorliegenden Ganzkörperportraits hingewiesen. Noch 73. Da stößt schließlich der Grund meines Wartens mit hinzu und ich bereite mich innerlich darauf vor jetzt höflich aber bestimmt den Rückzug anzutreten, doch ehe ich auch nur ein Wort über die Lippen bringe, steht der Zähler wieder bei 113 und die Erklärungen beginnen von Neuem. Bild 12 schließlich brachte eine überraschende Wendung: verschwörerisch wurde die Kamera näher ans Gesicht gehalten, mit einigen schüttelnden Handbewegungen wird die Ungehörigkeit deutlich gemacht. Und tatsächlich, auf dem Bild ist diesmal nicht er zu sehen. Stattdessen ein Paar am Strand, das mit dem Rücken zur Kamera sitzt, die Frau dabei im Bikini. Erwartungsvolle Blicke von ihm an uns und als wir nicht so recht wissen, was wir jetzt dazu sagen sollen, macht er es uns klar: zeigt auf die Frau und sagt dabei bewundernd?, anklagend?, verschwörerisch?: "Germany!" und schüttelt dabei den Kopf.
Ein Montagabend in Lübeck. Nichtsahnend lungere ich für eine Weile vor dem Stadtheater herum, warte und beobachte eine Gruppe Schüler die anscheinend für ein Theaterprojekt merkwürdig vor dem Theater auf- und abrennen. Mit erstaunten Blicken zeigt sich ebenso eine Gruppe arabisch (political correct?) aussehender Touristen interessiert. Auf einmal spricht mich von der Seite her einer von ihnen an, fragt in gebrochenem Englisch, ob ich weiß, was das soll. Kopfschüttelnd muss ich meine eigene Ratlosigkeit zugeben. Die nächste Frage: "Do you speak arabic?" Auch hier kann ich nur wieder "no" zum Besten geben. Erstaunen auf seiner Seite: "You do not?" Bedauerndes Achselzucken. Allerdings frage ich mich in dem Moment auch, in wie weit ich in das klassische Muster fallen könnte, in dem man profunde Arabischkenntnisse vermuten würde. Nichtsdestotrotz bringt dieses sprachliche Hindernis sein Kommunikationsbedürfnis nicht außer Tritt. Stolz erzählt er in einer Mischung aus Händen, Füßen, Arabisch und gelegentlich eingestreuten Englischbrocken, dass er aus dem Irak kommt und sich über all dieses Grün hier begeistert. Prompt zuckt die Kamera hervor und mir wird in aller Ausführlichkeit der Bildnachweis demonstriert. Auffallend sind dabei für mich nun wiederum zwei Kleinigkeiten: zum einen steht oben rechts in der Ecke die stolze Zahl 113, die methodisch langsam nach unten geklickt wird, zum anderen, die Bildinhalte. Sämtliche Sehenswürdigkeiten, grüne Gärten, Schiffe, Feuerwerke erfüllen lediglich einen Zweck - zierendes Beiwerk des Bildmittelpunktes zu sein, der in der recht stattlichen Figur des vor mir stehenden Mannes besteht. Bei jedem neuen Bild wird mit auffordernder Gestik und gewinnendem Lächeln auf die Eindrücklichkeit des vorliegenden Ganzkörperportraits hingewiesen. Noch 73. Da stößt schließlich der Grund meines Wartens mit hinzu und ich bereite mich innerlich darauf vor jetzt höflich aber bestimmt den Rückzug anzutreten, doch ehe ich auch nur ein Wort über die Lippen bringe, steht der Zähler wieder bei 113 und die Erklärungen beginnen von Neuem. Bild 12 schließlich brachte eine überraschende Wendung: verschwörerisch wurde die Kamera näher ans Gesicht gehalten, mit einigen schüttelnden Handbewegungen wird die Ungehörigkeit deutlich gemacht. Und tatsächlich, auf dem Bild ist diesmal nicht er zu sehen. Stattdessen ein Paar am Strand, das mit dem Rücken zur Kamera sitzt, die Frau dabei im Bikini. Erwartungsvolle Blicke von ihm an uns und als wir nicht so recht wissen, was wir jetzt dazu sagen sollen, macht er es uns klar: zeigt auf die Frau und sagt dabei bewundernd?, anklagend?, verschwörerisch?: "Germany!" und schüttelt dabei den Kopf.
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