Sonntag, 15. Mai 2011
Tagliche Nächte
Derzeit mache ich gerade eine Selbsterfahrung im Bereich der Schlafstörungen; natürlich zur tieferen Anteilnahme an den Problemen unserer Patienten...
In den letzten Tagen gab es einfach eine Reihe von ungünstigen Verkettungen. Begonnen hatte alles am Mittwoch mit einer der üblichen wöchentlichen Studentenfeiern hier in einem Partyraum, der zwischen allen Wohngebäuden steht, so dass auch wirklich jeder Bewohner etwas von den schönen Bässen hat, die auch Nachts um vier noch die Betten schütteln. Naja, einmal in der Woche ist schon in Ordnung und wenn ich vom Kicken vorher nicht so platt gewesen wäre, hätte ich mich wohl auch erst noch eine Weile da umgetan. Besser wär's wohl gewesen - so hab' ich mich statt dessen noch bis halb drei schlaflos im Bett gewälzt und zunehmend all die lauten Lacher, die Musik, das Licht und Geschrei verwünscht. Endlich eingeschlafen - ein klirrendes, andauerndes Piepsen pocht leise an mein Hirn: "Aufwachen!". Völlig benommen stelle ich nach einer Weile fest, dass das vom Rauchmelder an der Decke kommt. Brennt es hier etwa irgendwo? "Piep,...Piep,..." Kein Rauch, kein gar nichts. Offenbar macht die Batterie in dem Teil schlapp, wie mir das Internet irgendwann verrät. Also raus damit. Endlich Ruhe - "Bumm....Bumm....Bumm....", Lachen, Kreischen. Eine Stunde noch, bis der Wecker klingelt.
Der nächste Abend endet nach einem Blauen Engel, in mittlerweile schönem Donnerstagnachtbrauch, mit einem längeren Spaziergang gen Bett.
Freitag aber, Freitag wird doch klappen? Bässe, Bierflaschen klirren...nächste Studentendorfparty. Laut und länger als Mittwoch. Hurra, da wird man richtig Hyper! Arrgh. (Das lief da tatsächlich. Den Spaßfaktor bei genügend alkoholinduzierter Hirnweiche will ich nicht in Abrede stellen - nur zum Schlafen sind solche musikalischen Verbrechen wirklich nicht geeignet.)

Gestern war wieder Strandtag. Diesmal gab es in Travemünde ein Hafenfest und so schoben sich auch da ein paar Windjammer im Hafen herum, begleitet von vielen kleineren Segelschiffen. Völlig unbeeindruckt von dem ganzen Trubel schoben sich dann gelegentlich die großen Fähren der Skandinavienlinien durch das Gemenge, was einen interessanten Kontrast ergab.
Das Wetter war wieder stürmig, gelegentlich regnete es dabei auch, doch immer wieder riß die Wolkendecke für ein paar Momente auf, so dass alles in ein warmes Licht getaucht wurde. Eine sehr beeindruckende Stimmung; schade, dass ich keine Kamera dabei hatte. Ein kurzer Ausschnitt: rechts der feuchte Strand mit Muscheln, Kies, Sand und Algen, links das unruhige, laut rauschende Meer. Hinter dem typischen Strandgeruch liegt noch ein Hauch von Gewitter. Am Horizont verliert sich in der Himmel in einer bedrohlichen, sehr dunklen grauen Masse. Das Wasser darunter hebt sich nur durch ein paar weiße Schaumkronen vom Hintergrund ab. Darauf schaukelt, sehr klein und nur als schwarzer Umriss erkennbar, eine Schnigge. Von uns aus bis zu dem Schiff glüht ein schmaler Streifen des Meeres in einem der ab und an durchbrechenden Sonnenstrahlen auf.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof noch ein Abstecher über die Festmeile in Travemünde und zufällig war gerade auch noch die Zeit für den Festumzug. Abends ging es in die Lübecker Innenstadt und auch diesmal war nicht viel mit schlafen. Der Montag dürfte...interessant werden.
Heute vormittag schließlich noch ein Besuch im Dom, was überraschend schön wurde, fast bilderbuchartig. Das war das erste Mal, dass ich die 99 in einer ihrer Intention entsprechenden Fassung gesungen und erlebt habe.
Und jetzt?....Mittagsschlaf.

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